Die Erkenntnis, dass ein muskuläres System, das sich nicht mehr in der Balance befindet, negative Auswirkungen auf das Gleichgewichtssystem hat, ist nicht neu. Daran setzen schon lange physiotherapeutische und osteopathische Behandlungskonzepte an.

Die Bedeutung dieser Problematik für die Wahrnehmungsebene des Hörens wird dagegen immer noch nicht wirklich akzeptiert. So zeigen eigene Beobachtungen, dass der Tonus des Kaumuskels einen direkten Einfluss auf den Tinnitus haben kann, sodass Druckmassagen zu einer kurzfristigen Linderung des Ohrgeräusches führen oder gleichzeitig empfundene Hörminderungen sich bei einer Reduzierung des Muskeltonus wieder normalisieren können.

Häufig liegt dieser Symptomatik ein Aufbissproblem zugrunde, dass in Zusammenarbeit mit dem Zahnarzt abgeklärt und eingestellt werden muss. Nun ist aber nicht selten zu beobachten, dass sich die Symptomatik trotz zahnärztlicher Maßnahmen nicht oder nur zögerlich bessert. Wir sind deshalb dazu übergegangen, begleitend Botulinumtoxin gegen den muskulär verursachten Tinnitus einzusetzen. Dabei wird durch die Injektion des Medikaments in den Muskel die Aufbisskraft reduziert und damit das Kiefergelenk entlastet. Besonders nachts kann der Kiefergelenk-Halswirbelsäulengürtel damit entlastet und die Entladungen der tiefen Gewebsrezeptoren reduziert werden. Ist der Teufelskreis erst einmal durchbrochen, kann die zahnärztliche Versorgung ihre Wirkung entfalten.

Botulinumtoxin ist ein Medikament, das besonders in der Neurologie überragende Bedeutung erlangt hat. Auch hier werden zentrale Symptome wie die Migräne über die Beeinflussung der muskulären Funktion behandelt. Somit zeigt sich, dass dieser therapeutische Ansatz nicht fern von dem der Tinnitusbehandlung ist.

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