Ob wir im allmählich aufsteigenden Flugzeug sitzen oder mehrere Meter tief tauchen: Unsere Ohren sind stets darum bemüht, einen Druckausgleich zu bewirken. Hierbei spielt insbesondere die Eustachische Röhre eine wichtige Rolle. Wird ein Druckunterschied festgestellt, öffnet sie sich ganz kurz. Dies wird meist als ein feines Knacken im Ohr festgestellt. Bei manchen Menschen funktioniert dieser Druckausgleich jedoch nicht einwandfrei, da die Tube (Ohrtrompete/tuba auditiva/tuba euschachii) verengt ist, beispielsweise durch Knorpelmaterial. Hier kann eine Aufdehnung der Eustachischen Röhre mittels Ballondilatation vielen Patienten helfen.
Aufgaben der Tube
Neben dem Druckausgleich ist die Tube wichtig, um das Mittelohr zu belüften und eine Art Drainage zu bilden. Hierbei werden einerseits Keime aus dem Mittelohr abtransportiert, andererseits wird verhindert, dass Keime vom Nasenrachenraum in das Mittelohr gelangen. Auch aus gesundheitlicher Sicht ist eine einwandfrei funktionierende Tube wichtig, um den Körper vor schädlichen Bakterien und Viren zu schützen. Folge einer unbehandelten Tubenverengung kann eine chronische Mittelohrentzündung sein, da das Ohr seine Fähigkeit zur Selbstreinigung verloren hat.
Wie funktioniert die Ballondilatation?
Ziel dieser Methode ist es, die Eustachische Röhre zu weiten und so eine Belüftung zu gewährleisten. Der Eingriff wird stationär und in Vollnarkose durchgeführt. Nachdem der Patient eingeschlafen ist, kann nun ein sehr dünner Schlauch, an dem ein kleiner Ballon sitzt, durch die Nase über den Rachen vor die verengte Stelle in der Tube, gebracht werden. Im Anschluss wird der Ballon für zwei Minuten mit Kochsalzlösung gefüllt und entwickelt so einen Druck von ungefähr 10 bar. Dabei kommt es zu Mikrofrakturen im Knorpel, der den Durchgang blockiert und bei vielen Patienten stellt sich so eine dauerhafte Verbesserung des Luftstroms und so auch der verschiedenen Beschwerden ein. Nach ungefähr drei Tagen darf der Patient in der Regel wieder nach Hause, sollte jedoch für die folgenden Tage ein Antibiotikum nehmen, um Entzündungen zu vermeiden.
Alternativen zur Ballondilatation
Abhängig von der Schwere der Symptome kann manchmal auch bereits das Valsalva-Manöver helfen. Dabei wird der Mund zusammengekniffen, die Nase zugehalten und durch Anspannung der Atemmuskulatur Druck aufgebaut. Dies kann dazu führen, dass sich die Eustachische Röhre öffnet und so der Druckausgleich stattfindet.
Eine andere Möglichkeit bietet das Paukenröhrchen. Dieses wird in das Trommelfell eingesetzt und erlaubt so den Abfluss von Flüssigkeit und eine durchgehende Belüftung des Mittelohrs. Das Einsetzen dauert ungefähr zehn bis fünfzehn Minuten. Über einen Schnitt in das Trommelfell kann das Röhrchen an Ort und Stelle gebracht werden und fällt nach sechs bis zwölf Monaten von selbst heraus. Nach dem Einsetzen eines Paukenröhrchens sollten Schwimmbadbesuche vermieden werden und wenn, dann nur mit einem entsprechenden Wasserschutz in den Ohren, um eine Mittelohrentzündung zu vermeiden.
Vorteile der Ballondilatation
Eine Ballondilatation kann mehrmals durchgeführt werden. Der Eingriff ist sehr risikoarm und hinterlässt im Gegensatz zum Einsetzen eines Paukenröhrchens keine Narben auf dem Trommelfell. Des Weiteren werden meist keine Nerven oder Blutgefäße verletzt, was bei einem Röhrchen durchaus passieren kann. Hinzu kommt, dass durch die Mikrofrakturen eine leichte Knorpelverschiebung erreicht werden kann, die dauerhafte Erfolge verspricht und auch Schwimmen ist in der Zeit nach der Behandlung kein Problem. Eine Ballondilatation sorgt bei einem Großteil der Patienten nachhaltig für eine enorme Linderung der Beschwerden oder gar Beschwerdefreiheit. Das „dumpfe“ Gefühl in den Ohren verschwindet, der Druckausgleich ist gewährleistet und Mittelohrentzündungen aufgrund von Keimen können abnehmen.