Sobald die warmen Tage vor der Tür stehen, sind Allergiker in Alarmbereitschaft. Denn wenn es draußen wieder anfängt zu blühen, beginnt auch für viele die Allergie-Saison. Allergien können aber auch gegenüber anderen Stoffen, wie dem Kot von Hausstaubmilben, Tierhaaren, Schimmelpilzen, Lebensmitteln oder Insektengift auftreten. In bestimmten Fällen lässt sich eine Allergie mit einer sogenannten Hyposensibilisierung behandeln. Sie ist die einzige Möglichkeit, die Symptome langfristig zu reduzieren und eine Beschwerdefreiheit zu erzielen.
Wie kommt es zu einer allergischen Reaktion?
Wer allergisch ist, dessen Immunsystem löst beim Kontakt mit allergenen Stoffen eine Überempfindlichkeitsreaktion aus. Allergene sind meist Proteine, die sich in Pollen, Schimmelpilzen, Tierbestandteilen oder Nahrungsmitteln finden. Bei einer Allergie vom Sofort-Typ (Typ-I-Allergie) produziert der Körper beim Erstkontakt Abwehrstoffe gegen die Allergene, sogenannte Antikörper oder IgE (Immunglobuline der Klasse E). Diese Antikörper sitzen auf der Oberfläche bestimmter Immunzellen, den Mastzellen. Kommt der Körper nun wieder in Kontakt mit dem Allergen, gegen das er bereits Antikörper gebildet hat, verbinden sich die Antikörper mit dem Allergen und verklumpen. Die Mastzellen werden aktiv und schütten Botenstoffe wie Histamin aus. Das Histamin bindet an Nerven-, Gefäß- und Muskelzellen und löst auf diese Weise die typischen Allergie-Symptome wie Juckreiz oder tränende Augen aus.
Wie läuft eine Hyposensibilisierung ab?
Um die überschießende Reaktion des Immunsystems wieder zu regulieren und auf ein normales Niveau zu regeln, kann eine Hyposensibilisierung angewendet werden. Sie dient dazu, den Körper an das Allergen zu gewöhnen und ihm zu zeigen, dass es nicht gefährlich ist und nicht bekämpft werden muss. Dazu wird dem Patienten im ersten Teil der Behandlung eine geringe Menge des Allergens unter die Haut gespritzt. In der Steigerungsphase wird die Allergendosis wöchentlich erhöht, bis die Maximalmenge erreicht ist. Wenn der Patient diese Behandlung ohne Nebenwirkungen gut verträgt, beginnt anschließend die Erhaltungsphase. Die Maximaldosis wird nun einmal pro Monat verabreicht, damit sich der Gewöhnungseffekt des Immunsystems stabilisiert.
Wie lange dauert die Therapie?
Bei der klassischen Immuntherapie wird das Allergen fortlaufend über einen Zeitraum von drei Jahren gespritzt. Es gibt auch die Möglichkeit einer Kurztherapie, die auch präsaisonale Immuntherapie genannt wird. In diesem Fall werden dem Patienten nur ein paar Spritzen zu Beginn der Pollenflugsaison verabreicht. Dieses Verfahren wird dreimal wiederholt und läuft somit auch über drei Jahre hinweg. Eine Hyposensibilisierung gegen eine Insektengiftallergie kann bis zu fünf Jahre dauern.
Heutzutage kommt eine neue Form der Hyposensibilisierung zum Einsatz. Bei der sublingualen Immuntherapie (SLIT) wird das Allergenextrakt als Tropfen oder Tablette vom Patienten selbstständig unter die Zunge gelegt und eingenommen. Die SLIT ist allerdings nicht für alle Allergien, bei denen eine subkutane Therapie möglich ist, anwendbar.
Ob die Therapie anschlägt, lässt sich am Ausbleiben der Symptome bei Kontakt mit dem Allergen und einem geringeren Medikamentenbedarf erkennen. Kommt es beispielsweise nach einem Insektenstich zu keiner allergischen Reaktion, war die Therapie erfolgreich.
Risiken einer Hyposensibilisierung
Nach einer Injektion kann es zu Juckreiz, Rötungen oder Schwellungen im Bereich der Einstichstelle kommen. Die Beschwerden klingen in der Regel von selbst wieder ab oder lassen sich durch Kühlung der betroffenen Stelle lindern. In seltenen Fällen kann es zu einer allergischen Allgemeinreaktion kommen. Diese äußert sich in Nesselsucht oder Asthma bronchiale. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Allergieschock (auch anaphylaktischer Schock genannt). Dieser ist lebensbedrohlich und muss sofort behandelt werden. Um bei solchen Vorkommnissen rechtzeitig intervenieren zu können, wird eine SLIT bei bestimmten Präparaten erstmal im Beisein des Arztes angewendet.